MÜNİH |28-07-2016| Münih Eyalet Yüksek Mahkemesi’nde görülen TKP/ML dava duruşması 25 Temmuz günü görüldü. Bu duruşmada savunmasını gerçekleştiren Yeni KADIN aktivisti Dr. Banu Büyükavcı, kadın mücadelesinin gerekliliğini ortaya koyarak, davanın sistemin varolan mücadeleye karşı geliştirilen refleksi olduğunu dile getirdi.
Sözlerine tutuklanma sürecinde yaşadığı işkenceleri anlatmakla başlayan Dr. Büyükavcı, izolasyonun en ciddi işkence yöntemlerinden birisi olduğunu vurguladı ve bunun insanlık suçu olduğunu belirtti. 23 saat hücrede tek başına ve bir saat diğerlerinden ayrı olarak havalandırma geçirdiğini vurgulayan Banu Büyükavcı, bu süreçte bazı mahkumlar tarafından şiddet içerikli tacizlere maruz kaldığını dile getirdi. Koridolarda tesadüf eseri başka mahkumlarla karşılaşma durumunda ise o mahkumların sırtlarını dönmek zorunda bırakıldıklarını belirten Dr. Büyükavcı, insanların sosyal varlıklar olduklarını, bu türden işkencelerin insan sağlığı üzerinde önemli etkileri olduğunu belirtti ve Alman Devleti’nin bu uygulmasının insan sağlığına zarar verdiğini belirtti.
Yeni KADIN Merkezi Yönetim Kurulu üyesi Dr. Büyükavcı savunmasında ezilen kadınların mücadelesini tarihsel, sosyal, psikolojik ve siyasal arka planıyla irdeledi. 32 sayfalık savunmasında beşbin yıllık süreci ortaya koyan Büyükavcı, iddanamede geçen‘kadınların ayrımcılığa uğradıkları’ anlayışını red ettiklerini, kadınların erkek egemen bir sistem tarafından ezildiklerini, katliama uğradıklarını, tecavüzlere uğradıklarını ve sadece ayrımclık meselesi olmadığını, meselenin emperyalist kapitalist sistemin ürettiği bir sorun olduğunun bilinçli olarak gözardı edildiğini dile getirdi.
Tüm dünyadaki kadın mücadelelerinden ve kırıma uğrayan kadınlardan örnekler veren Dr. Büyükavcı, Batı Avrupa’da göçmen kadınların sorunlarını dile getirerek, en fazla etkilenen ve dolayısıyla en fazla ezilen kesimi bu kadınların oluşturduğunu belirtti.
Dr. Banu konuşmasını şöyle sonlandırdı: ‘Hayatlarını daha yaşanılır bir dünya uğruna adayan, bu uğurda mücadele eden, zindanlarda yaşamak zorunda kalan ve canlarını veren devrimcileri, demokratları, işçi-emekçileri ve kadınları saygıyla anmayı görevim olarak görüyorum. Savunmamda ortaya koyduğum, insanlığın ve kadınların yaşamak zorunda bırakıldıkları yaşam fotoğrafı ümitsizlik verebilir. Ancak ben ümitsiz ve umutsuz değilim. Tarihin adaletsizlikleri affetmediğini biliyorum. İnsanlık geçmişin despotlarını ve dikta rejimlerini altettiği gibi, bugün de bunu gerçekleştirecektir’.
Savunma avukatlarının verdikleri dilekçelerin değerlendirilmesi bölümünde, Türkiye’de 15 Temmuz sonrası yaşanan darbe girişimi ve darbe sonrasında davanın düşürülmesine yönelik dilekçeye Federal Savcılığın aldığı pozisyon okundu. Savcılık, Türkiye’deki gelişmelerin davanın seyrini etkilemeyeceği, bu davanın düşürülüp düşürmemesinin Alman Adalet Makamı’nın yetkisinde olduğu ve Alman dış politikasının bu süreçte ciddi bir değişikliğe gitmediğinden, davanın düşürülmesine yönelik savunma avukatlarının verdikleri dilekçenin reddini talep etti. Mahkeme Başkanı düşürülme dilekçesi bağlamında savunmaya tekrardan söz hakkı vereceğini ve bundan sonra kararın verileceğini belirtti.
Savunma avukatlarının verdikleri bir diğer dilekçe ise tercümanın değiştirilmesine yönelik oldu. Mahkeme tarafından görevlendirilen tercümanın simultan tercümeyi gerektiği gibi yapmadığı, yanlış anlamalara sebebiyet verdiği, davalıların genel olarak mahkeme salonunda yapılan konuşmaları anlayamadıklarını örnekleriyle ortaya koydular. Mahkeme bu konudaki kararını bir sonraki duruşmada vereceğini belirtti.
Davanın görülmesine 29 Temmuz’da tekrar devam edilecek. Bir sonraki duruşmada Seyit Ali Uğur ve Musa Demir savunmalarını gerçekleştirecekler. Münih ve Bayern Eyaletin’de yaşanan çatışmalardan kaynaklı avukat ve müvekillerin görüşmelerinde sorunların ortaya çıktığını belirten Dr. Büyükavcı’nın avukatı bir dilekçe vererek görüşmelerde zorluk çıkarılmasını eleştirdi. Mahkeme senatosu konuyla ilgileneceğini belirterek duruşmaya son verdi.
Banu Büyükavcı’nın Almanca yazılı savunması…
Sehr geehrte Richter,
Ich wurde am 15. April 2015 festgenommen und befinde mich seit dem 16. April 2015 im Frauengefängnis von München in Haft. Ich wurde in Deutschland, von dem gesagt wird, es gäbe dort keine Folter und keine Menschenrechtsverletzungen, einer der schwersten Formen von Folter, der Isolation, unterzogen. Ich war dazu verurteilt, 23 Stunden in meiner Zelle zu leben und eine Stunde alleine auf den Hof zu gehen, ohne jemanden, abgesehen vom Personal, das das Essen bringt, zu sehen oder zu sprechen. (Außer den medizinischen Kontrollen, den Besuchen und den Anwaltsgesprächen). Wenn ich auf dem Gang irgendwohin gebracht wurde und zufällig einer anderen Gefangenen begegnete, so waren diese dazu gezwungen, mir den Rücken zuzukehren. Sich zu Grüßen, Augenkontakt und überhaupt einen Menschen zu sehen, war verboten. Nachdem ich 1995 mein Medizinstudium beendet hatte, habe ich zehn Jahre als verbeamtete Ärztin gearbeitet. Ich bin danach nach Deutschland gekommen, um mich auf Psychosomatik und Psychotherapie zu spezialisieren. Nachdem ich dies abgeschlossen hatte, begann ich mit der Spezialisierung auf Psychiatrie, kurz bevor ich diese beenden konnte, wurde ich inhaftiert.
Ich habe viel Wissen und Erfahrung an positiven und negativen Faktoren, die sich auf die menschliche Psyche, die Hirnfunktionen und die Erkenntnisfähigkeit, die Entwicklung von Persönlichkeit und Identität, die Formen des Umgangs, die Einheit von Körper und Psyche auswirken. Man muss kein Psychiater sein, um zu wissen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und, dass wenn man es zur Isolation verurteilt, man seiner Psyche und seinen Hirnfunktionen schweren und manchmal irreversiblen Schaden zufügt.
Der Mensch steht in Beziehung zu der Umgebung, in der er lebt; seine Persönlichkeit, seine Gefühle von Identität, seine Hirnkapazität entwickeln und bereichern sich durch die Eindrücke aus dieser Umgebung. Die Persönlichkeit, der Ausdruck des „ICH“, ist im sozialen Umfeld sinnvoll. Wenn man es von diesem Umfeld isoliert, also von den Eindrücken, von ihrem Gehalt, die sozialen Kontakte vernichtet, dann verwischt das Selbst; dies zeigt die Gefahr an, das Ichbewusstsein, die Identität zu verlieren. Viele Untersuchungen und Versuche, die zu diesem Thema gemacht worden sind, belegen, dass langfristige Isolation einen langsamen Tod bedeutet.
In den 90er Jahren standen die Menschen im Lichte dieser Versuche von Wissenschaftlern auf, als in der Türkei F-Typ Gefängnisse, also Einzelzellengefängnisse, eingeführt werden sollten und leisteten Widerstand gegen deren Umsetzung. Aber der faschistische Staat der Republik Türkei setzte den Bau der F-Typ Gefängnisse fort. Da sie trotz des lange geführten Kampfes kein Ergebnis erzielen konnten, setzten die politischen Gefangenen unter der Parole „Der Isolation zu unterliegen bedeutet langsam zu sterben und dies akzeptieren wir nicht“, das einzige Mittel zum Widerstand in ihren Händen, ihre Körper, ein und legten diese zum Sterben hin. Als Ergebnis des Todesfasten sind mehr als 200 revolutionäre Gefangene gefallen und hunderte haben das Korsakow-Syndrom bekommen. 1999 griff der türkische Staat seine Gefängnisse an und ermordete dutzende politische Gefangene, weitere Dutzende wurden verletzt und die Gefangenen wurden mit Gewalt in F-Typ Gefängnisse verlegt. Dieser Vorfall ging als das Massaker vom 19. Dezember in die Geschichte ein. Die politischen Gefangenen, die einen sehr hohen Preis gezahlt hatten, erhielten das Recht in zwei-drei Personenzellen mit anderen aus demselben Verfahren zu bleiben. Auch wenn der türkische Staat bei jeder Gelegenheit angreift, um in diesem Punkt Druck auszuüben, so wird nicht einmal dort die schwere Isolation, welche wir in Deutschland erfahren, angewandt.
In der JVA, in der ich bin, gibt es Frauen, denen wegen dem gleichen Gesetz der Prozess gemacht wird wie bei mir, gegen die schwere Vorwürfe vorliegen und die dennoch nicht isoliert werden. Ich möchte nicht falsch verstanden werden, was auch immer die Beschuldigung sein mag, ob die Schuld bewiesen ist oder nicht, niemand soll der Isolationsfolter zum Opfer fallen. Aber manche Gefangene hier, die mich mit diesen verglichen haben, die gesehen haben, dass ich Monate lang alleine auf dem Hofgang war, dass ich isoliert worden bin, haben, wohl aus der Überlegung, welches Verbrechens ich würdig sei, immer wieder vom Fenster aus Wasser über mich ausgegossen, mich beschimpft, beleidigt und bedroht. Obwohl man mir versicherte, dass die notwendigen Maßnahmen getroffen worden seien, konnte ich mich dennoch nicht freuen, als ich hörte, meine Isolation sei aufgehoben worden. Ich wusste nicht, was mich erwartet und ob ich angegriffen werden würde. Ich habe bemerkt, dass ich mich lange Zeit immer wieder umdrehte, weil ein Angriff hätte statt finden können. Außer dass die Isolation ein negative Auswirkung auf die menschliche Gesundheit hat, macht sie einen auch zur Zielscheibe und offen für Angriffe.
Ich berichte über diese Umstände nicht, weil ich mich beklagen will oder nach Mitleid suche. Wir sind zwar isoliert worden, aber wir haben uns nicht einen einzigen Tag, einen einzigen Moment allein gefühlt; unsere Freundinnen und Freunde, unsere Genossen und Genossinnen und unsere Familien waren stets bei uns. An vielen Orten in Europa ist bei Solidaritäts- und Unterstützungsaktionen der Ruf nach unserer Freiheit erschallt. Außerdem wurde mit tausenden Briefen und Postkarten zum Ausdruck gebracht, dass man an unserer Seite steht.
Sie haben uns isoliert, wir hingegen sind immer mehr geworden, sind frei geworden.
Wir, die wir die Leidenschaft für eine schöne Zukunft in uns tragen, beherrschen es sehr gut, unter allen Konditionen und Gegebenheiten unser Bewusstsein, unsere Überzeugung, unsere Gefühle und unsere Sehnsüchte lebendig und unversehrt zu halten. Das beste und schönste Beispiel hierfür sind die sich unter uns befindenden, inhaftierten Genossen, die unter der faschistischen Militär-Junta monatelang schwerster Folter ausgesetzt waren, die Jahre in den Kerkern der Republik Türkei verbracht haben, die unter den schwersten Bedingungen des Faschismus großartigen Widerstand geleistet haben, die sich später in den 90er Jahren (1996 – 1999) am Todesfasten gegen die Gefängnisse des F-Typs beteiligt haben, die die Massaker des 19. Dezember 1999 in den Gefängnissen erleben mussten, die mit ihrem stets erhobenen Haupt, durch ihre Entschlossenheit, mit ihrem aufrechten Gang zur Hoffnung der unterdrückten Völker der Türkei und Türkisch- Kurdistans geworden sind und dabei deren Zuneigung und Respekt gewonnen haben.
Wir, die wir das Ideal einer Welt in uns tragen, in der es keine Ausbeutung, keine Klassen, Unterdrückung und Gewalt gibt, in der Frauen, Männer, ein Jeder gleichgestellt sind, in der Kriege nicht existieren, beherrschen es sehr gut, in den Gefängniszellen, in denen der Widerstand auf dem Prüfstand steht, diesen Widerstand, unsere Überzeugung zu bewahren und zu vermehren.
Selbst wenn wir Monate, ja sogar Jahre isoliert werden, wir werden uns nicht beugen und unsere Ideale von einer schönen und freiheitlichen Zukunft nicht aufgeben. Auch wenn die 3 Isolation aufgehoben ist, so gehen die Angriffe auf unsere Grundrechte weiter. Durch die Verzögerungen der Anwaltspost aufgrund des Kontrollrichters und die Besuche mit Trennscheibe wird auch das menschliche Grundrecht auf Verteidigung im hohen Grad behindert.
Auch wenn uns die Briefe Dank der Verteidigeranträge jetzt schneller erreichen, so dauert es immer noch 10-12 Tage, bis die Post ankommt. Auch wenn meine Deutschkenntnisse nicht schlecht sind, tue ich mir aufgrund der komplizierten juristischen Sprache schwer, diese zu verstehen. Wenn dann noch am Schluss steht „Bitte teilen Sie ihren Widerspruch bis zu jenem Datum mit“ und die Frist bis zu ihrem Ende noch etwa eine Woche dauert, die Zeit, die ein Briefwechsel mit den Anwälten braucht, allerdings 10-12 Tage dauert, wie soll es dann mir möglich sein, meinen Anwalt binnen einer Woche zu erreichen, sich darüber auszutauschen und einen Widerspruchsantrag zu formulieren.
Ich bin die einzige Gefangene im Münchner Frauengefängnis, die wegen § 129 a oder b StGB vor Gericht steht und gezwungen ist, die Treffen mit ihren Anwälten in einer Kabine mit Trennscheibe durchzuführen. Man soll mich nicht falsch verstehen, meiner Meinung nach hat jeder, was auch immer ihm vorgeworfen wird, das Recht auf eine Verteidigung ohne Einschränkung und auf ein faires Verfahren. Ich meine nur, dass die auf mich angewandten Maßnahmen Ausdruck eines ungerechten Verfahrens sind. Alle Besuche meiner Verteidiger fanden hinter der Trennscheibe statt. Wenn ich meinen Verteidigern was zeigen möchte muss ich den Laptop in ihre Richtung heben und mit dem Stift zeigen, wo die Stelle ist. Oder wenn ich den Antrag meines Verteidigers lesen muss, hält er auf die gleiche Weise den Laptop in meine Richtung und hebt ihn und ich versuche zu lesen. Wenn ich etwas fragen will, habe ich keine Chance es zu zeigen. Ich versuche zu beschreiben, wo es die Stelle ist und er versucht die Stelle in dem betroffenen Schreiben zu finden. Eine zehnminütige Arbeit kostet uns so 1 oder 1,5 Stunden. Obwohl jedes Anwaltstreffen drei Stunden dauert, können wir unsere geplante Arbeit nicht durchführen und ich fühle mich nach jedem dieser Besuche physisch und psychisch sehr ausgelaugt, ich kehre mit starken Augen- und Kopfschmerzen in mein Zimmer zurück. Es gibt eine tausende Seiten lange Akte und eine dreihundert Seiten 4 starke Anklageschrift, das Verfahren hat begonnen und ich bin neugierig darauf, wie ich unter den beschriebenen, ermüdenden und Konzentrationsschwäche und physische Beschwerden verursachenden Bedingungen eine Verteidigung vorbereiten kann. Am ersten Prozesstag wurden wir, obwohl wir Widerstand geleistet hatten, an den Füßen gefesselt hergebracht. Ich bin mir sicher, dass ihr Argument „das wurde aufgehoben und wird nicht wieder angewendet werden“ kommen wird. Aber uns wurde das nun einmal angetan, wenn wir keinen Widerstand geleistet hätten, wären wir auch heute in Fußfesseln hierher gebracht worden.
Niemand wird uns davon überzeugen können, dass es sich hier um ein rechtsstaatliches Verfahren handelt. Dies ist ein politischer Prozess, es geht nicht um einen gerechten Prozess, das Urteil wurde schon vorher gefällt. Wäre es anders, dann wäre unser Recht auf Verteidigung nicht eingeschränkt und wir wären nicht den oben erwähnten unmenschlichen Praktiken unterzogen worden. Der Grund, warum ich all dies betone, ist dass unsere Inhaftierung und unmenschlichen Maßnahmen nicht mit den Vorwürfen in Einklang zu bringen sind. Schaut man sich die 300-seitige Anklageschrift und die Vorwürfe an, kommt man zu keinem Schluß, der diese Maßnahmen notwendig machen würde.
In der Anklageschrift wird z.B. behauptet, dass das grundlegende Selbstverständnis für die Frauenarbeit „die benachteiligte Position der Frau in der Gesellschaft und im Arbeitsleben“ sei. Dies stellt eine Verdrehung der Menschheitsgeschichte wohl aufgrund einer patriarchalen, frauenfeindlichen Perspektive dar. So wird eine 5000-jährige Unterdrückung der Frau, Ausbeutung , die erlebten Massaker, die Vergewaltigung und jede Form von Gewalt negiert. Dies ist das größte Unrecht gegenüber unseren Müttern und unterdrückten Frauen, die überall auf der Welt für Frauenrechte kämpfen und dafür sterben, gefoltert werden, im Gefängnis sitzen und die für die Rechte, von denen wir im Moment profitieren, gekämpft haben. Es ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, all das was sie erlebt haben, nur einer „benachteiligten Position” zuzuschreiben; dies kann nicht akzeptiert werden.
Die Ermordung von Frauen, die Massenvergewaltigungen in den Kriegen (Bosnien, Afrika, Stammeskriege, ISIS), ihre Benutzung als Kriegsbeute, lebendiges Begraben der Frauen und gesteinigt werden, das Massenbeschneiden der Frauen durch stumpfe Messer 5 zur Vermeidung der sexuellen Lustempfindung, das Verheiraten junger Frauen an alte Männer gegen Geld, die Ermordung der Frau durch Familienangehörige nach Vergewaltigung, weil ihre Ehre beschmutzt sei, der Verkauf der Frauen auf den Märkten durch grausame ISIS Banden, die Zwangsprostitution und Kinderpornographie als ein großer Sektor, die Psychiatrien, die voller Frauen sind, die in jungen Jahren vergewaltigt wurden, dass überall auf der Welt Frauen psychischer, ökonomischer und physischer Gewalt ausgesetzt sind, dass sie keinen gleichen Lohn für die gleiche Arbeit bekommen können, dass sie vom sozialen Leben durch die Hausarbeit und das Aufpassen auf die Kinder abgeschnitten werden und ihnen der Zugang zum Recht auf Bildung erschwert wird, dass Männer über ihre Körper entscheiden, dass Kapitalisten ihre Körper als Werbemittel benutzen um ihre Produkte zu verkaufen und dass sie noch vielen weiteren noch nicht aufgezählten Formen von Gewalt zum Opfer fallen, dass ihnen das Recht auf Leben eingeschränkt wird… all dies können wir als Frauen bezeugen, all dies erleben wir selbst.
Diese von der patriarchalen Mentalität der Staatspolitik geschaffene Situation als eine wie in der Anklage behauptete „benachteiligte Position“ anzusehen ist unverzeihlich. Ich sehe es als meine menschliche Pflicht, als revolutionäre Frau und als Ärztin an, die Frauenfrage, ihre Entstehung und ihre Beziehung zwischen System und Staat, hier darzulegen, um deutlich zu machen, dass es keinesfalls nur, wie die Anklageschrift behauptet, um eine “Benachteiligung” geht.
Die Frauenfrage
Die Entstehung der Frauenfrage, die Entstehung von Klassen und Staat
Die Frauenfrage ist zu einem unterschiedlichen Grad an Gewalt und Schwere auf der Welt in jeder Gesellschaft zu erleben. Ihre Entstehung ist weder, wie in der Welt der Männer erklärt, dem biologischen Unterschied zwischen Männern und Frauen, noch dem Zufall geschuldet. Die Unterdrückung und Ausbeutung der Frau ist durch eine klare historische Entwicklung entstanden und dauert bis heute fort. Diese Entwicklung trennte die Menschheit in Unterdrücker und Unterdrückte, die Klassen entstanden auf diese Weise und in der frühen Zeit wurden die ersten Staatsapparate mit der Aufgabe, den unterdrückenden Klassen zu dienen, errichtet.
In der Zeit des Matriarchats, das die Frau wegen ihrer Fruchtbarkeit als heilig empfand, waren Männer und Frauen in jedem Sinne gleichgestellt, es gab keine Ausbeutung, Klassen oder Kriege. Als die matrizentrische Gesellschaft endete, wurde die Gesellschaft in Unterdrücker und Unterdrückte oder in Sklavenhalter und Sklaven aufgeteilt, eine neue historische Epoche begann. Die Frau verlor in dieser Zeit ihren Platz und ihr Ansehen in der Gesellschaft und sie wurde in ihrer Verantwortung darauf beschränkt, Kinder zu gebären, großzuziehen und die Hausarbeit zu erledigen.
Die bis heute überlieferten Mythologien sind einige der wenigen Beweise, die es uns ermöglichen, manche Abschnitte der Geschichte zu kommentieren. Die sumerische Mythologie beinhaltet in diesem Sinne Angaben darüber, wie Hierarchie, Patriarchat und die Versklavung von Männern und Frauen entstanden sind. Sie erzählen von der Verdrängung der Frau aus dem Leben, des Verlustes ihres Ansehens und der Vernichtung der weiblichen Elemente im Leben und in der Gesellschaft, der Einordnung der Gesellschaft in weibliche und männliche Identitäten, in die Formen von „Ehefrau und Weib“ und hegemonialer Mann. Der Niedergang der Gesellschaft begann mit dem Sturz der Frau.
Die Gründungslegende von Uruk, das Gilgamesch-Epos, ist die Geschichte, wie die männliche Identität aufhört, eine natürliche Identität zu sein und damit begonnen wird, diese als ein zentrales Mittel zu benutzen, damit Männer über andere Männer und Frauen Herrschaft ausüben können und die Gesellschaft unterworfen wird.
Um den „Bergmenschen“ namens „Enkidu“ zu einem Stadtmenschen zu erziehen, wird ihm unter Benutzung der weiblichen Sexualität eine Falle gestellt. Männlichkeit ist nun zur Ideologie geworden, es ist Teil der Herrschaftsideologie, die man Gilgamesch anwenden lässt, Frauen nicht als Menschen, sondern als Objekt, das man zum Vergnügen benutzt, zu sehen. Es wird von Entfremdung vieler Individuen aus den auf der Natur basierenden Stammesgesellschaften, ihrer Entfernung von ihrer freien Existenz, ihrer Versklavung und ihrer Gewöhnung an ein enteignetes Leben, von der Geburt des Staates, der Schaffung der Männerherrschaft im Sinne der Könige und der Objektivierung der Frau erzählt. So kann das Gilgamesch-Epos auch als eine Erzählung von Assimilation oder erste Geschichte von Vertreibung und erzwungenem Verlassen der Dörfer gesehen werden.
Es ist vielleicht auch das erste historische Beispiel der Grausamkeit, wie wir sie heute im Mittleren Osten erleben. Das ISIS Bewusstsein, das sich heute als ein vergewaltigender Männerimperialismus zeigt, ist die Konkretisierung der am Beispiel von Uruk im Mittleren Osten geschaffenen Männerideologie. In Anbetracht der Tatsache, dass die Menschheit in Unterdrücker und Unterdrückte gespalten worden ist, stellt es keinen Zufall dar, dass die Struktur “Staat” entstanden ist, um dieses System im Sinne der Herrschenden/ Unterdrücker zu bewahren. Staaten sind Institutionen, die dazu dienen, im Sklavensystem die Sklaven, im Feudal-System die Leibeigenen und die arme Landbevölkerung, im kapitalistisch-imperialistischen System die Arbeiter niederzuhalten und, wenn nötig, mit Gewalt zu unterdrücken, um die Herrschaft der unterdrückenden Klassen zu sichern. Die Polizei-, Militär- und Rechtssysteme, die Gefängnisse und Militärstationen der Staaten, stellen eine Fortsetzung dieser Unterdrückung sicher.
Der Sklavenhalterstaat hat den Kauf und Verkauf von Sklaven und ähnliches von Gesetzen abhängig gemacht. Wenn er ein Staat der Unterdrückten, also der Sklaven gewesen wäre, dann hätte er die Aufstände der Sklaven nicht mit Gewalt und Massakern niederwerfen können, er hat überall auch den herrschenden Klassen im Feudalsystem gedient, um von der Dorfbevölkerung unbezahlbare Steuern einzutreiben.
Heute wird auf der ganzen Welt, der 8. März, der Tag der werktätigen Frauen gefeiert. Dieser Tag bezieht sich auf den 8. März 1857, als in einer Textilfabrik in New York 128 Frauen, die für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne streikten, von den Sicherheitskräften des amerikanischen Staates umgebracht, verbrannt wurden. So wurde das Feuer des Widerstands entzündet.
Am 6. Mai 2006 passierte ein Gesetz in Form von einem Mantelgesetz nachts um 3:30 Uhr das Parlament der Republik Türkei, um den Widerspruch der gesellschaftlichen Opposition zu verhindern. Mit diesem Gesetz wird insbesondere die Ausbeutung der werktätigen Frauen vertieft und damit Leiharbeit praktisch grenzenlos angewandt. Aufgrund ihrer Verantwortlichkeiten zu Hause, sich um Kinder und Alte zu kümmern, ist es klar, dass in diesem System der Teil- und Leiharbeit mehr Frauen eingestellt werden. Es wurde vom Staat im Sinne der Arbeitgeber und Leiharbeitsfirmen beschlossen.
Ebenfalls vor kurzem hat der damalige türkische Ministerpräsident Davutoğlu mit einem rechtswidrigen Dekret den Druck auf die Angestellten im Öffentlichen Dienst erhöht. Die 8 Kriminalisierung von Gewerkschaftsarbeit durch Festnahmen, Einleiten von Disziplinarverfahren und Zwangsversetzungen von 15.000 KESK (Konföderation der Gewerkschaften des Öffentlichen Diensts) Mitgliedern, die am Streik teilgenommen haben, werden vom Staat durchgeführt, um demokratische Forderungen zu behindern. Es wird an diesen Beispielen sehr deutlich, wem der Staat, damals wie heute, dient.
In Frankreich dauern die Streiks, Demonstrationen und Kundgebungen im Protest gegen die Reform des Arbeitsgesetzes seit Wochen weiter an. Sie werden von etwa 50% der Bevölkerung unterstützt. Indem der französische Republikspräsident Hollande behauptete, das „Arbeitgebergesetz“ sei die beste Wahl für die Arbeitswelt, gab er damit offen zu, dass dieser Gesetzesentwurf darauf abzielt, die Arbeitgeber zu schützen. Exzessive Gewalt durch die französische Polizei gegen Aktivistinnen und Aktivisten ist an der Tagesordnung, wofür die Regierung die Gewerkschaften beschuldigt und die Gewerkschaftsführer als „Terroristen“ bezichtigt.
Die oben aufgezählten Beispiele zeigen, im Dienst welcher Klassen die Staaten stehen. Nämlich niemals an der Seite der Werktätigen, des Volkes, der Frauen und der Unterdrückten.
Familie – Staat – Religionen
Das Zeitalter, in dem die Frau und die Heiligkeit der Frau aus den Seiten der Geschichte gerissen wurde, die Klassen entstanden sind und sich die Strukturen des Staates bildeten, entspricht in etwa dem, in dem das System Familie und die monotheistischen Religionen auftraten. Es wird ein Frauenbild vertreten, in dem Eva Adam zur Sünde verführt und zum Grund für die Vertreibung des Mannes aus dem Paradies gemacht wird. In der „heiligen“ Familie spielt die Frau eine passive Rolle. Sie hat keine Rechte, ist eine Gebärmaschine, die auch für das Aufziehen der Kinder verantwortlich und dem Mann zu Dienst und Gehorsam verpflichtet ist.
Das Religions- und Familiensystem spielt in der Vergangenheit wie in der Gegenwart eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der Ideologie der herrschenden Klassen der Staaten, durch die den unterdrückten Klassen und insbesondere den Frauen Gehorsam auferlegt wird. Die Religion legt den Unterdrückten nahe, sich gegenüber dem Staat, den Königen, den Herren und den Gesetzen zu beugen und spricht die Unterdrückten folgendermaßen an: „So viel Leid und Schmerz ihr auf der Welt erfahren mögt, wenn ihr geduldig seid, euch nicht dagegen stellt, werdet ihr im Himmel eine ebenso große Belohnung erhalten.“ Wie auch in der Vergangenheit, so erfüllen auch heute die Religionen und das Familiensystem die Rolle eines ideologischen Mittels, um den Unterdrückten und den Frauen Geduld und Unterwerfung zu lehren und sorgen damit für die Fortsetzung des ausbeuterischen Systems.
Die Struktur des Staates der Republik Türkei und die Frauenfrage in der Türkei
„Eine Sprache, eine Nation, eine Fahne und eine Religion“ – die auf diesem Verständnis rassistischer, chauvinistischer, sexistischer und kemalistischer Ideologie gegründete Republik Türkei erkennt das Recht für “Andere”, also Kurden, Griechen, Lasen, Aleviten, Eziden, Armenier, Christen, Assyrer, Frauen und Menschen verschiedener sexueller Orientierung auf Leben nicht an. „Entweder du verleugnest deine Identität und akzeptierst in der Form zu leben, wie ich es vorgesehen habe, oder du hast kein Recht auf diesem Boden zu leben.“ Diese Haltung zeigt sich deutlich in den in der türkischen Geschichte kontinuierlich andauernden Massakern und Angriffen auf die aufgezählten Gesellschaftsgruppen.
Die Herrschaftsideologie des türkischen Staates, ein Mittel der Kompradorenbourgeoisie und der Großgrundbesitzer, um die anderen Klassen (Beamte, Arbeiter, Dorfbevölkerung, Kleinbürger usw.) zu unterdrücken, ist der als faschistisch zu bewertende Kemalismus. Der Staatsapparat schließt das Staatspräsidentenamt, die Regierung und die als Machtmittel dienende Verwaltung, die bewaffneten Kräfte, das Rechtssystem, die Gerichte und von diesen abhängige Einrichtungen (wie Gefängnisse u.ä.) mit ein. Auch wenn die Regierungen so wirken, als wären sie gewählt, so setzen sie doch ihre Möglichkeiten nur dafür ein, um dem Staat im Sinne des Vorteils der herrschenden Klasse zu dienen. Daher greift man aus Eigennutz zu etlichen Praktiken, wie dem Wahlsystem, den Wahlhürden und einem mehrstufigen Wahlsystem. Die HDP (Demokratische Partei der Völker) wurde diesen Praktiken unterzogen, zuletzt wurde die Immunität der HDP-Abgeordneten aufgehoben. Außerdem stellt das Verbot revolutionärer Parteien und die Nutzung staatlicher Quellen und der Medien zum Vorteil der Regierungsparteien eine für jeden offensichtlich benutzte Methode dar. Die Frauenfeindlichkeit des Staatsapparats der Republik Türkei und seiner Werkzeuge, die Art und Weise, wie der demokratische Kampf der Frauen mit Repression und Gewalt niedergeschlagen wird, und auch einige Beispiele die noch folgen werden, stellen einen wichtigen Ausdruck dessen dar.
Diejenigen, die sagen, man fände Lösungen innerhalb der „Demokratie“, sollten erst einmal klarstellen, von wessen Demokratie sie sprechen. Wie kann die vom kemalistischen, faschistischen Staat der Republik Türkei definierte „Demokratie“ dem Nutzen der Bevölkerung dienen? Die einzige Weise, wie sie Demokratie begreifen ist, dass alles, was zu ihrem politischen und ökonomischen Vorteil gereicht, Demokratie bedeutet, während alles, was nicht zu ihrem Vorteil passt, ihre Existenz bedroht und als „Terrorismus“ oder als “Feind von Freiheit und Demokratie“ definiert wird.
Dass die Kurden- und Frauenfrage mit die wichtigsten Probleme der Türkei und Türkisch- Kurdistans darstellen, ist offensichtlich. Wenn wir uns die Grausamkeiten anschauen, welche diejenigen, die im Rahmen dieser Themen um ihr Recht kämpfen, ihre demokratischen Forderungen zum Ausdruck bringen, allein in letzter Zeit erlebt haben, trifft uns die Realität wie eine Ohrfeige.
Während der Krieg gegen das kurdische Volk mit aller Härte andauert, wird in diesem Kontext mit Hilfe der Aufhebung der Immunität der Abgeordneten der Demokratischen Partei der Völker (HDP), mit Festnahmen und Inhaftierungen versucht, die demokratische Politik vollständig zu vernichten. Von Juli 2015 bis heute wurden 265 Personen aus der Führung der HDP und der Partei der Demokratischen Regionen (DBP) und 170 Ko-bürgermeisterInnen und Stadtratsmitglieder festgenommen oder inhaftiert. Nach Zahlen des IHD (Menschenrechtsverein) wurden alleine in den ersten drei Monaten des Jahres 2016 577 Personen, davon 95 Kinder, unter dem Vorwurf der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation inhaftiert.
Am 24. Januar 2016 wurden Frauen, die in Istanbul ein Transparent gezeigt hatten, um gegen die Massaker in Kurdistan zu protestieren, festgenommen, vier von ihnen wurden wegen „Propaganda für eine terroristische Vereinigung“ inhaftiert. Am 8. März 2016, dem Tag der werktätigen Frau, wurden die Frauen, die diesen Tag feiern wollten, von der Istanbuler Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern angegriffen und die Mehrheit von ihnen unter Schlägen festgenommen.
Die Türkei ist ein Land, in dem es in der jüngsten Vergangenheit 17.000 in Haft Verschwundene gab, jeder weiß, dass die Täter der „Morde unbekannter Täter“ das Militär und die Polizei des Staates sind. Die Aussagen einiger Soldaten und Polizisten, die in die schmutzigen Ereignisse dieser Zeit verwickelt waren, bestätigen dies. Jeden Samstag protestieren seit langen Jahren am Galatasaray Platz in Istanbul Frauen in einem friedlichen Sitzstreik, um zu erfahren, wo sich ihre Kinder, ihre Partner befinden oder wenigstens wo ihre Gebeine sind, um ihnen ein Grab errichten zu können. Diese Proteste der von der Presse und der Bevölkerung „Samstagsmütter“ genannten Gruppe enden mit Angriffen der Polizei mit Knüppeln und mit Tränengas und der Festnahme der Mehrheit der Protestierenden und immer wieder auch ihrer Inhaftierung. Es wurde häufig in der Presse dokumentiert, wie 70-80 Jahre alte Frauen an ihren Haaren über den Boden geschleift, mit Knüppeln verprügelt und festgenommen werden. Eine der wichtigen Figuren bei diesen seit 1995 bis heute andauernden Aktionen ist Mutter Berfo, die ihr Haus seit 33 Jahren nicht neu streichen ließ, damit ihr Sohn (Cemil Kırbayır) es wieder erkennt, wenn er zurückkommt, oder die Tür nicht abschließen konnte, wenn sie rausging, da ihr Sohn Cemil zurück kommen könnte und er nicht vor geschlossener Tür bleiben sollte. Berfo Ana wurde wurde seit dem Verschwinden ihres Sohnes, seit 33 Jahren, vom Staat jeden Tag, jede Sekunde aufs neue getötet. Ihr letzter Wunsch war es, mit den Gebeinen ihres Sohnes beerdigt zu werden; sie starb ohne dass er erfüllt wurde, am 21. Februar 2016. Sie überließ den anderen Müttern und Frauen dieses Testament: „Es ist mein Vermächtnis, dass ich, wenn ich sterbe, ohne dass der Ort, an dem mein Cemil begraben ist, gefunden worden ist, nicht begraben werde. Bringt meine Leiche nicht weg, ich möchte mit meinem Sohn auf demselben Friedhof begraben werden.“
Der Vorsitzende Mustafa Suphi und weitere wichtige Kader der legalen TKP (Kommunistischen Partei Türkei), die in der Sowjetunion im Exil lebten, wurden 1920 von Mustafa Kemal in die Türkei eingeladen. Als sie türkischen Boden betraten, wurden sie durch ein Komplott gefangen genommen und im Schwarzen Meer ermordet. Mustafa Suphis Frau Maria Suphi, ebenfalls TKP Mitglied, wurde auf Befehl des Staates massenvergewaltigt und nach tagelanger Folter und Vergewaltigung umgebracht.
In den letzten 6-7 Monaten hat der faschistische Staat der Republik Türkei unter dem Vorwand des „Kampfes gegen den Terror“ einen umfassenden Krieg gegen das kurdische Volk begonnen. Die Funktionärinnen der kurdischen Frauenorganisationen Pakize Nayır, Fatma Uyar, Seve Demir und viele andere Frauenaktivistinnen, die für eine politische, friedliche Lösung eintraten, wurden bewusst ausgewählt und ermordet. Danach wurden sie in der Presse als „im Kampf getötete PKK Militante“ dargestellt. Die Aussagen von Augenzeugen und die Autopsieberichte beweisen, dass es sich nicht um einen Kampf gehandelt hat, sondern dass die Frauen aus kurzer Entfernung erschossen worden waren. Nachdem die Guerillakämpferin Ekin Wan umgebracht worden war, wurde ein Bild ihres gefolterten, nackten Körpers auf der Internetseite der Soldaten der Türkischen Republik gezeigt. Die historische Wut der Männer, die auf dem „Körper einer feindlichen Frau“ mit Armeestiefeln posieren, ist wohl bekannt, so wie der leblose Körper von Zoya Kosmodemyanskaya, die sich trotz aller Folter geweigert hatte, den Nazis gegenüber auszupacken, tagelang aufgehängt am Galgen präsentiert wurde oder die Mirabal-Schwestern, die nachdem sie von den faschistischen Soldaten der Dominikanischen Republik vergewaltigt worden waren, grausam umgebracht worden sind. Die Gier, die Herrschaft über die leblosen Körper der Frauen zu errichten, die sie über die lebenden, Widerstand leistenden Frauen nicht herstellen konnten und die feigen Angriffe auf die Würde der Frauen durch Zurschaustellung ihrer nackten Körper kommen dabei zusammen. Das ist die Botschaft, die die bewaffneten Kräfte des Staates der Republik Türkei abgeben möchten: „Wenn ihr euch gegen uns stellt, werden wir morden, wir werden nicht beim Morden stehen bleiben, wir werden euer Elend, eure nackten Körper zur Schau stellen.“
Die Beispiele die ich hier aufgezählt habe, sind nur ein paar von hunderten, tausenden Beispielen der Frauenfeindlichkeit der Republik Türkei und der Angriffs- und Unterdrückungspolitik gegenüber dem Kampf, den Frauen für Demokratie leisten.
Die ideologischen Mittel des Staates der Republik Türkei und deren Beziehung zur Frauenfrage
Das Ziel des Staates ist, die Herrschaft einer Klasse über die andere zu errichten. Wenn man sich die Form anschaut, so muss die herrschende Klasse die materiellen, ideologischen und politischen Bedingungen für ihre Existenz immer wieder neu produzieren. Darum und um die eigene Ideologie zu verbreiten und eine passende Gesellschaft zu schaffen, wurden die entsprechend dienlichen ideologischen Mittel geschaffen. Diese sind die religiöse Ideologie, das Familiensystem, das Bildungssystem, die Welt der Wissenschaft, die Medien, Kunst, Kultur und der Sport.
In der Republik Türkei spielen das Militär, die Polizei und das Rechtssystem eine wichtige Rolle bei der Unterdrückung der Frauen. Das türkische System setzt diese Aufgabe direkt ideologisch fort. Wo man auch in der türkischen Presse hinsieht, jeden Tag gibt es Berichte von Frauen, die von Männern ermordet werden. Die Mörder erhalten eine Milderung wegen „Provokation“ oder wegen ihrer “guten Haltung vor Gericht” und bekommen eine viel geringere Strafe als sie verdienen.
Wenn in Fällen von Vergewaltigung die Kleidung der vergewaltigten Frau „nicht den Normen der Gesellschaft entspricht,“ also wenn sie den Vergewaltiger provoziert haben soll, dann bekommt der Vergewaltiger eine Strafminderung. Das heisst, Frauen, die kein
Kopftuch tragen oder sich nicht im Sinne der reaktionären Mentalität kleiden, werden im Falle einer Belästigung und/oder Vergewaltigung vom Justizsystem des Staates zum Schweigen gebracht. Wenn das vergewaltige Kind oder die Frau einwilligte, den Vergewaltiger zu heiraten, dann war der Vergewaltiger vor Strafe gerettet. Auch wenn die Frau diese Ehe um keinen Preis wollte, sie war gezwungen diese aufgrund gesellschaftlichen und familiären Drucks einzugehen. Obwohl dieses Gesetz annulliert worden ist, so wird gerade über seine Wiedereinführung diskutiert.
Auch an einem anderen in der Presse erschienenen Ereignis ist es möglich, die Sichtweise von Staatsanwälten und Richtern der Republik Türkei auf Frauen zu erkennen. Die Hinterbliebenen einer Frau, die tot aufgefunden wurde und von der behauptet wurde, sie habe Selbstmord begangen, hatten sich an die Staatsanwaltschaft mit dem Hinweis gewandt, dass möglicherweise ein Mord vorläge. Der Richter wies die Untersuchung mit folgenden beschämenden Sätzen ab:
„Diese Frau ist in einer den türkischen Bräuchen und Sitten nicht passenden Umgebung aufgewachsen, sie hat keine Aufmerksamkeit von ihrer Familie erfahren, hatte eine schwierige Kindheit und eine freie Jugend erlebt. Es wurde festgestellt, dass sie sich oft mit Männern traf, nachts ausging und dabei Alkohol konsumierte. Dass eine Frau, die so lebt, depressiv wird und Selbstmord begeht, ist ganz natürlich. Es ist nicht nötig, eine Morduntersuchung einzuleiten.“ Auch der Widerspruch von Angehörigen und Zeugenaussagen haben diese Entscheidung, die die Frauenfeindlichkeit des Staates widerspiegelt, nicht geändert.
Die Mehrheit der Frauen, die mitten auf der Straße von ihrem Partner, ihrem Freund oder ihren männlichen Verwandten umgebracht werden, haben sich vor ihrer Ermordung an die Polizei oder die Staatsanwaltschaft gewandt und berichtet, dass sie bedroht werden. Dennoch wurde nichts unternommen, sondern sie sehenden Auges dem Tod überlassen, solche Nachrichten finden sich täglich in allen Zeitungen.
Das patriarchal eingestellte Justizsystem der Republik Türkei nutzt seine Macht dazu aus, die Vergewaltiger und Frauenmörder zu schützen oder ihnen die geringsten Strafen zu geben. Seine Gerichte, Staatsanwälte und Richter benutzen gleichzeitig ihre „guten Absichten“ mit Sicherheit nicht, wenn Frauen vor Gericht stehen. Wie bei der Nevin Yildirim, die unter Waffengewalt entführt und tagelang gefoltert und vergewaltigt worden war und ihren Peiniger tötete, und auch bei Cilem Doğan, die von ihrem Ehemann jahrelang Unterdrückung, Gewalt und Folter erfahren hatte und ihn tötete, nachdem er sie unter Androhung von Waffengewalt zur Prostitution zwingen wollte. Nevin Yildirim wurde zu lebenslang, Cilem Dogan zu 15 Jahren Haft verurteilt.
In der Türkei, in der unterschiedliche sexuelle Orientierungen, wie Homo- und Transsexualität als „Perversion“ und als zu behandelnde Krankheit angesehen werden, werden insbesondere Transsexuelle aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Sie können keine Arbeit finden und werden so zur Prostitution gezwungen. Diese Personen, die über keinerlei Sicherheit verfügen, werden von Männern entführt und erleben Gewalt und Vergewaltigung oder werden auch ermordet. Die staatlichen Institutionen schließen die Fälle ungelöst ab und führen Morduntersuchungen durch, die Täter werden nicht gefasst. Gleichwohl sind diejenigen, die unter dem Verdacht der Prostitution festgenommen werden, Beleidigungen, Gewalt, Folter und auch Vergewaltigung durch Polizisten ausgesetzt.
Die Reaktionen der Politiker und Verantwortlichen des Staates, die diese Menschen als „Perverse“ ansehen und bezüglich ihrer Rechte hasserfüllte Reden halten, das Rechtssystem, die Polizei, die mit ihrer patriarchalen Haltung ihr Amt missbraucht, die Gesellschaft, die diesen Menschen hasserfüllte Blicke zuwirft… das ist unmenschlich. Wohnungen von Transsexuellen werden von Menschen, die sie in ihren Vierteln nicht wollen, mit Steinen angegriffen. Es wird versucht, sie zu lynchen und die Polizei greift natürlich nicht ein.
In der 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedeten und in der Türkei 1949 angenommenen Erklärung der universellen Menschenrechte heißt es: „Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.“ Der Gleichheitsgrundsatz ist in § 10 der türkischen Verfassung klar verankert. Aber einige Bestimmungen aus dem 1926 aus der Schweiz übernommenen und ratifizierten türkischen Staatsbürgerrechts, das Beziehungen in den verschiedenen Bereichen des Privatlebens an juristische Folgen anbindet, sind heute veraltet und passen nicht zu den aktuellen Bedingungen. Sie stehen im Widerspruch zu der Erklärung der universellen Menschenrechte und dem § 10 der türkischen Verfassung. Diese Bestimmungen beinhalten Paragrafen, welche die Frau an den Mann binden, sie unterjocht und ihre persönlichen Rechte einschränken. Als die Türkei 1985 das Abkommen zur Verhinderung jeder Form von Diskriminierung der Frauen unterschrieb, war sie gezwungen, einige Paragrafen des praktizierten Familienrechts in der Türkei, die dem Abkommen eklatant widersprachen, unratifiziert zu lassen. Durch einen langen und harten Kampf der Frauenorganisationen kam es im Familienrecht 2010 zu einigen Änderungen zugunsten der Frauen. Die Veränderungen in den Gesetzen können sich aber nicht sofort in der Gesellschaft widerspiegeln.
Gesetze, die geändert wurden: (Diese Gesetze beeinflussen weiterhin die Gesellschaft.) § 152, Absatz 1 bestimmt „Der Ehemann ist der Vorstand des Haushalts“, Absatz 2 „der Ehemann sorgt finanziell für den Haushalt“.
- 154 bes timmt den Ehemann als Vertreter der Ehegemeinschaft nach Außen.
- 153: Die Frau hat den Nachnamen des Mannes zu tragen und soll dem Mann, soweit ihre Kräfte reichen, dabei helfen für das Glück im Haus zu sorgen. Weiterhin soll die Hausarbeit von der Frau erledigt werden.
Das Strafgesetzbuch regelt die Eheangelegenheit des Ehebruchs und bewertet ihn als eine verbotene und strafbare Handlung zur Zerstörung der ehelichen Beziehung. Nach § 440 wird es als ausreichend für den Straftatbestand des Ehebruchs der Frau angesehen, dass „eine verheiratete Frau mit einem anderen Mann einmal zusammen ist.“ Demgegenüber wird nach § 441 der Ehebruch des Mannes als Straftat unter der Bedingung geregelt, dass „der Ehemann in die gemeinsame Wohnung mit der Ehefrau eine Frau bringt oder der Ehemann mit einer anderen Frau für jeden sichtbar wie ein Ehepaar zusammenlebt.“ Auch wenn dies grundsätzlich eine negative Situation darstellt (den Ehebruch zum Straftatbestand zu machen), ist hier doch eine offene Ungleichheit und ein doppelter Standard in der Herangehensweise deutlich sichtbar.
Bis hierher habe ich versucht, anhand der Methoden des Staatsapparates der Republik Türkei, seinen bewaffneten Kräften, seinem Justizsystem, seinen Gesetzen und seinen Gerichten dessen patriarchales Bewusstsein und seine Frauenfeindlichkeit mit seiner Politik und seiner Praxis beispielhaft deutlich zu machen.
Das Familien- und Erziehungswesen als ideologisches Mittel der Republik Türkei
Eines der wichtigsten ideologischen Mittel, mit denen der faschistische, patriarchale Staat der Republik Türkei die Gesellschaftlichkeit der Frau unter seine Kontrolle bringt und sie unterdrückt, ist das Erziehungs- und Familiensystem.
Fast täglich wird Weiblichkeit und die traditionelle Frauenrolle angesprochen und in diesem Sinne durch „heilige“ Codes wie Mutterschaft, Nation und Vaterland konsolidiert. Die Frauen, die die Macht haben, die Gesellschaft zu verändern, werden einerseits auf jede nur erdenkliche Art und Weise zu Opfern von Unterdrückung und Gewalt oder es wird andererseits versucht, sie durch die Aufwertung mit Begriffen wie „heilige Familie“ oder „ehrenwert“ in der Familie, zwischen den vier Wänden der Wohnung gefangen zu halten. Das bedeutet, dass die Kräfte, die die Gesellschaft verändern können, somit verhindert werden und gleichzeitig die einengenden, traditionellen Familienrollen konsolidiert werden. So wird mittels einer beispiellosen Medienpropaganda versucht, Menschen dazu zu bringen, den großen Lügen der Staatsideologie zu glauben.
Die Gesellschaft, die dieser Schieflage, diesen Lügen ausgesetzt wird und keine andere Wahl hat, als diese Lügen zu glauben und sie immer wieder zu wiederholen, wird zum Mitschuldigen all dieser Verbrechen gemacht. Der Staat übt seine Gewalt gegen Frauen entweder direkt oder durch das Familiensystem, das Bildungssystem und über Männer aus, indem er Gewalt gegenüber Frauen legitimiert. Die Statistiken für die Türkei über Gewalt gegen Frauen zeigen die gravierende Lage. Wenn man die Ideologie des Herrschaftssystems der Republik Türkei richtig begreifen möchte, darf man den historischen Kontext nicht außer Acht lassen.
In Zeiten, in denen die Gesellschaft oder insbesondere die Frauen opponieren und Widerstand leisten würden in Zeiten von ökonomischen oder politischen Krisen und Kriegen) wird durch verschiedene Formen von Propaganda- und Manipulationsmittel der Faschismus gefördert. Den Massen, deren eigentliche Werte man zu zerstören versucht, werden dem Nationalismus, dem Sexismus und der “heiligen Frau in der heiligen Familie” nahegebracht. Das Italien Mussolinis, HitlerDeutschland und auch die heutige Türkei bauen auf einer sexistische Geschlechterpolitik gegenüber der Frau auf. Die Frau, die die niedrigste Stellung in der Gesellschaft einnimmt, wird zum Objekt der Propaganda und von der Gesellschaft abstrahiert zur Mutter des Vaterlandes gemacht. Sätze des türkischen Staatspräsidenten Erdogan wie: „Wir werden unsere Nachkommen vermehren, unsere Nation vergrößern. Familienplanung und Verhütung sind mit einem muslimischen Familienverständnis unvereinbar“ oder „ Eine Frau, welche die Mutterschaft ablehnt, welche es unterlässt den Haushalt zu machen, ist – wie erfolgreich sie auch immer im Beruf sein mag – nur ein halber Mensch, ihr fehlt etwas“ gleichen dem faschistischen Denken Hitlers wenn er sagte „Macht Kinder für den Führer“ .Erdoğan, der sich vor den Frauen, die immer als erste bei gesellschaftlichen Auseinandersetzungen reagieren, die am organisiertesten sind und ihre Stimme erheben, fürchtet, greift in jeder seiner Reden die Frauen an, indem er sie daran erinnert, dass es ihre vaterländische Pflicht sei, Kinder zu bekommen und indem er jedes Mal die Intensität seiner Angriffe auf den Körper, die Identität und den Willen der Frau steigert. Es ist vorgesehen, diese Diskurse in Gesetze zu gießen. Aus diesem Grund wird ein Gesetzentwurf vorbereitet, der vorsieht, dass jungen Frauen, die studieren – gerade in ihrer schöpferischsten Phase und ohne fertig studiert zu haben – heiraten, die Kredite für Studiengebühren erlassen werden sollen. Es wird dabei darauf abgezielt, dass durch die Entfernung der Frau aus dem öffentlichen Leben und dem Arbeitsleben das Problem der Arbeitslosigkeit vermindert wird. So wird ebenfalls an einem Gesetzesentwurf gearbeitet, nach dem arbeitende Frauen je nach Anzahl ihrer Kinder in den Vorruhestand gehen sollen.
Der Vorstand der Familie ist der Vater. Er trifft die Entscheidungen über seine Partnerin und seine Kinder, übt Druck aus und sorgt finanziell für den Haushalt. Die Mutter, deren Entscheidungen nichts zählen und die für das Aufziehen der Kinder und die Hausarbeit verantwortlich ist, kann nicht am Arbeitsleben teilnehmen, oder wenn doch, dann als Teilzeitkraft oder in Arbeiten ohne Sicherheit. Sie wird vom Sozialleben ferngehalten und ist ökonomisch abhängig, sie ist zu einem Leben zwischen den vier Wänden der Wohnung verurteilt. Diese „ideale“ Familienstruktur wird auch an den Schulen gelehrt. Auch in den Büchern der Grundschule wird die Familie so dargestellt. Die Mutter in der Küche kocht das Essen, wäscht das Geschirr, während der Vater entspannt auf dem Sofa sitzt und seine Zeitung oder sein Buch liest. Die Grundlagen der Erziehung und Bildung werden an der Grundschule gelegt und das Bild der Mutterschaft-Weiblichkeits- und der Männlichkeit-Vaterschafts- Rollen, die “ideale Familie”, auf diese Weise den Kindern oktroyiert.
Diese ökonomisch abhängige Frau, der schon von Kindheit an beigebracht worden ist, im Vergleich zu ihrem Partner passiv, ohne Selbstvertrauen und voller Angst nein zu sagen, zu sein und die sich nicht gegen dieses Unrecht stellt, ist dazu verurteilt, zwischen den vier Wänden der „heiligen Familie“ zu leben. Zu einem festen Bestandteil ihres Lebens wird zusätzlich zur ökonomischen, die physische, sexuelle und psychische Gewalt. Schon in den Kinderjahren wird damit begonnen, den Mädchen die gesellschaftlichen Geschlechterrollen aufzuzwingen. Sie müssen ab 4-5 Jahren „manierlich-schamhaft und fügsam“ sein und werden, um „ideale Frauen“ zu werden, in der Schulbildung auf die Hausarbeit ausgerichtet. In ländlichen Gebieten wird den Mädchen nach dem Ende der obligatorischen Grundschule verweigert, weiter in die Schule zu gehen. Eine der tragischsten Begebenheiten, die hier stattfinden, ist die Verheiratung von jungen Mädchen. Insbesondere Töchter von armen Familien werden schon im Alter von 12-13 Jahren gegen Brautgeld zwangsverheiratet oder besser gesagt, verkauft. Obwohl die Praxis dieser Zahlung, die als Brautgeld bezeichnet wird, und von der Familie des Mannes aufgebracht wird, sehr weit verbreitet ist und obwohl dies den staatlichen Stellen bekannt ist, wird hiergegen keinerlei Maßnahme unternommen. Die Mädchen, die sich gegen diese Situation wehren, werden zu Opfern von sog. Ehrenmorden, das heißt sie werden von ihren eigenen Familienangehörigen umgebracht. Diese Taten werden zum großen Teil als Selbstmorde verschleiert und die Untersuchungen eingestellt. Auch Vorfälle, von denen man denkt, dass es sich um Morde handelt, werden nicht ernsthaft aufgeklärt.
Das Justiz- und Staatssystem der Türkei, das Frauen, die an Demonstrationen teilnehmen und ihre ökonomischen und demokratischen Forderungen kundtun, verfolgt und unter dem Vorwurf „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ inhaftiert und mit Höchststrafen belegt, beherrscht es meisterhaft, Frauenmorde zu verschleiern oder wenn die Täter mal erwischt werden, sie mit Minimalstrafen davonkommen zu lassen. Das heterosexistische Bewusstsein, die sexistischen Diskurse, die Zweitklassierung der Frau, ihre Abhängigkeit vom Mann, ihre Verpflichtung zum Gehorsam ihm gegenüber, sind die „wichtigsten“ und „grundlegendsten“ Informationen, die die Familien ihren Töchtern vermitteln. Was auch immer dem zu verheiratenden Mädchen zustoßen mag, ihr wird gelehrt, nichts gegen das Wort des Ehemanns zu sagen, auch der Sachverhalt der Scheidung kann nicht mit den türkischen Gesellschaftstraditionen in Einklang gebracht werden; das Mädchen verlässt als Braut das Haus „rein, ehrenhaft und jungfräulich“, aber kann nur im Leichentuch dorthin zurückkehren. Also auch wenn sie von ihrem Mann Gewalt erfährt, gibt es keine Möglichkeit der Trennung, zur Rückkehr ins Haus des Vaters. Frauen, welche diese Absicht haben, werden wiederum zu Opfern von Morden. Viele Frauen, die in der Ehe Gewalt erleben und nicht die Möglichkeit oder die Stärke zur Trennung besitzen, wählen als Ausweg den Suizid.
Einer der bezeichnendsten Codes, die die patriarchale Gesellschaft gegenüber Frauen benutzt, ist der Begriff der „Ehre“. Der Platz der Frau in der Gesellschaft wird zwischen ihre Beine gepresst und als Jungfräulichkeit bezeichnet. Frauen, die ihre Jungfräulichkeit vor ihrer Ehe verlieren – auch wenn es Folge einer Vergewaltigung ist – sind nun ehrlos und haben jegliche Art von Gewalt und den Tod verdient. Damit sei nicht nur ihre eigene Ehre, sondern auch die Ehre der Familie beschmutzt. Leider werden immer noch viele vergewaltigte Frauen von ihren eigenen Angehörigen ermordet. Die Ehre der Frau wird von den Männern geschützt und wenn man einen Mann verletzen will, braucht man “nur” seine Mutter, Schwester oder Tochter anzugreifen.
Das wichtigste Mittel, das eine Gesellschaft hat, um die Ehre der Männer anzugreifen, ist es die Frauen der Gesellschaft zu vergewaltigen. In Kriegen verübte Massenvergewaltigungen stellen eine auf die Körper der Frauen angewandte Kriegsstrategie dar; die Frauen sind die Beute des Krieges. Ein Beispiel dafür ist der IS bei seinem Angriff auf Sengal im Jahre 2013. 5.000 Frauen wurden entführt und vergewaltigt, auf Märkten verkauft. Diese Bilder der Schande mussten wir auch im Krieg in Bosnien und in vielen Ländern Afrikas mitansehen.
Die Haltung, die Frauen als Gebärmaschinen betrachtet, zeigt sich im Familiensystem
auch in der Verachtung, die Frauen entgegen gebracht wird, die keine Kinder bekommen
können. Sie erleben Gewalt oder der Mann nimmt sich eine Zweitfrau. (Die
Eheschließung mit der Zweitfrau ist in der Regel nicht standesamtlich offiziell, sondern findet als religiöse Eheschließung vor dem Imam statt.) Die Frau, die keine Möglichkeit hat sich zu trennen, ist zu diesem würdelosen Leben verurteilt. Eine wichtige Ursache für die fortgesetzte Zeugung von Kindern ist die Bedeutung, die männlichen Kindern zugewiesen wird. Frauen, die keinen Jungen zur Welt bringen, kann wiederum oben genanntes zustoßen. Bis sie einen Jungen zur Welt bekommen, werden sie gezwungen, 8- 10 Geburten zu machen. Die Namen, die den neugeborenen Mädchen gegeben werden, reflektieren die Situation. Namen wie „Es reicht, Mädchen es reicht, oder Genug“ erinnern diejenigen, die diese Namen tragen, ein Leben lang daran, welchen „Wert“ und welche „Bedeutung“ ihnen ihre Familie beimisst. Es ist offensichtlich, wie es um das Selbstvertrauen und die Selbstliebe von Mädchen steht, die mit dieser Psychologie ihr Leben begonnen haben.
Eine weitere Haltung, die in Familien und Gesellschaft besteht: Frauen, die sich getrennt haben oder deren Partner gestorben ist, negativ zu betrachten, dient dazu, zu verhindern, dass sich die Frauen, denen die Abhängigkeit vom Mann und der Gehorsam ihm gegenüber beigebracht worden ist, sich von den Männern trennen. Insbesondere die Frau, die sich getrennt hat, kann nicht positiv betrachtet werden, da sie keinen Mann über sich hat. Jungen Mädchen wird verboten, sich mit ihnen zu treffen; sie werden traditionell aus der Gesellschaft ausgegrenzt. „Alleinstehende“ haben nicht die Möglichkeit sich so zu bewegen, wie die anderen verheirateten Frauen. Frauen, die sich getrennt haben und damit nicht unter der Obhut eines Mannes stehen, der ihre „Ehre“ schützt, können von Männern belästigt werden, auch wenn sie sich einvernehmlich mit dem Partner getrennt haben. Die dahinter stehende gesellschaftliche Haltung, dass die Frauen die „heilige Familie“ zerstört hätten und keinen Mann wollten, der ihre „Ehre“ beschützt und sie damit keine „respektablen, ehrbaren“ Frauen mehr seien, legitimiert Belästigung und Vergewaltigung. Bedauerlicherweise trifft diese Situation auch auf Frauen, deren Mann gestorben ist, oder die verlassen worden sind, zu. Insbesondere Frauen in jungen Jahren werden von ihren Familien mit viel älteren Männern verheiratet, die sie auf diese Weise der Obhut eines Mannes übergeben, der ihre „Ehre“ schützen soll.
Die in der Gesellschaft, insbesondere in ländlichen Gebieten, überhaupt nicht seltenen Ereignisse verursachen, dass Frauen die ihnen angetane Gewalt – so schlimm sie auch sein mag – als ihre „Schicksale“ ertragen, um nicht das Etikett einer „alleinstehenden“ Frau zu erhalten. Sie möchten all diese Schwierigkeiten nicht selbst erleben oder im Falle eines Trennungswunsches nicht den Kugeln oder Messerstichen des Ehemanns zum Opfer fallen.
Damit das gesellschaftliche System der Geschlechter und der gesellschaftlichen Rolle der Frau, das wir anhand obiger Beispiele zu erläutern versucht haben, und die Ausbeutung der Frau fortdauert, wird das patriarchale System von allen Institutionen des Staates unterstützt. Auch wenn die Kämpfe von revolutionär-demokratischen, feministischen Frauenorganisationen einige Korrekturen von Gesetzen hervorgebracht haben, so hat sich das Wesen der Mentalität nicht verändert. Diese Art von Herrschaftsausübung wird von Verantwortlichen des Staates und der Regierung bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck gebracht.
Es wird versucht, „die gesellschaftliche Geschlechter- und Frauenrolle“ mit den Mitteln der Ideologie des Staates der Türkischen Republik der Gesellschaft zu diktieren. Die Worte, die der Parlamentspräsident in einer Rede gebrauchte „Schwangere Frauen sollten nicht auf die Straße gehen“, „Anständige Frauen lachen nicht laut“ oder die Äußerung eines Regierungsabgeordneten während einer Parlamentsdebatte „Du solltest als eine Frau schweigen“ und auch die Aussage des Republikspräsidenten Erdoğan „Frauen sollen drei Kinder auf die Welt bringen“ stellen bezeichnende Beispiele des Diskurses bezüglich dieses Themas dar. Es wird der Gesellschaft vorgeschrieben, wie eine „anständige“ Frau zu sein hat; es werden Lehren erteilt, wie Frauen zu lachen haben. Das Recht der Bestimmung der Frauen über ihren Körper wird mit der Feststellung, wie viele Kinder sie zu bekommen haben, angegriffen. Die Machthaber sehen sich selbst als befugt an, über den Körper der Frau zu entscheiden.
Die religiöse Ideologie als ideologisches Mittel in der Republik Türkei
Eines der ideologischen Mittel, die die gesellschaftliche Rolle der Frau definieren, ist die Praktizierung der Religion des Islam.
Die Frau, die als Verführerin des Mannes zur Sünde dargestellt wird, muss unbedingt verschleiert werden; ihr Körper, ihre Haare, ihre Stimme und was auch immer sonst noch zur Frau gehört, ruft zur Sünde auf. So ist es verdächtig, wenn sich Frauen in der Gegenwart von Männern befinden; sie müssen im Haus eingeschlossen werden und auf der Straße von Oben bis Unten verhüllt werden, ihre Stimme darf nicht zu hören sein. Die Reinheit eines jeden Mannes wird zerstört, wenn er eine Frau mit unverschleiertem Haupt sieht, ihre Stimme hört, sie berührt oder sie ihm die Hand schüttelt; dieser Mann muss sich unbedingt waschen, reinigen und rituell säubern.
„Der Himmel liegt unter den Füßen der Mütter“ ist ein Sprichwort, das sich der Islam zu eigen gemacht hat. Andererseits wird der natürliche, heilige Ausdruck von Mutterschaft, den die Natur der Mutter, der Frau gegeben hat und seine damit zusammenhängenden körperlichen Prozesse verflucht. Eine Frau, die ihre Regel hat, wird als „schmutzig“ betrachtet; sie darf nicht die Regeln des Islam befolgen, also nicht fasten, nicht beten, nicht in die Moschee gehen, keinen Koran in die Hand nehmen oder ihn lesen.
Die Frau ist in jeder Beziehung dazu verpflichtet, ihrem Partner zu gehorchen. Dem Ehemann zu widersprechen ist im islamischen Glauben Sünde. Die Frau ist damit belastet, die sexuellen Bedürfnisse des Ehemannes bedingungslos umsetzen zu müssen und es ist ihr verboten, Verhütungsmittel zu benutzen. So bleibt der in jungem Alter verheirateten Frau nichts anderes übrig, auch gegen ihren Willen viele Geburten zu erleben. Es sind sehr häufig gesundheitliche Probleme und Krankheiten zu beobachten, da Frauen – bevor ihre körperliche Entwicklung abgeschlossen ist – im Kindesalter immer wieder schwanger werden und Kinder bekommen. Aber in der islamischen Religion gibt es auch dafür ein Rezept. Der Ehemann einer Frau, welche ihre Gesundheit verloren hat, die nicht mehr ihre „Aufgaben“ erfüllen kann, die „verfault“ ist, hat das Recht, mehr als eine Frau zu heiraten. Auch wenn Vielehelichkeit laut Gesetz verboten ist, so ist dies dennoch vor allem in ländlichen Gebieten immer noch Praxis und von Seiten der staatlichen Institutionen wird nichts dagegen unternommen.
Die Ausbeutung der Frau im Arbeitsleben der Republik Türkei
Es ist unvermeidlich, dass die Teilnahme der Frauen am Arbeitsleben die patriarchale Familienstruktur erschüttert. Dennoch versucht der patriarchale Staat, der der Frau die Hausarbeit, das Aufziehen der Kinder und was eigentlich seine Aufgabe ist, sich um die Kranken und Alten zu kümmern, den Frauen aufbürdet, mit aller Kraft das Modell der Familie am Leben zu erhalten, indem er betont, dass der eigentliche Platz der Frau zu Hause ist. Deswegen kann die an der gesellschaftlichen Produktion teilnehmende Frau nicht als Ganzes aus dem Haus heraus kommen. Aufgrund der geschlechtlichen Arbeitsteilung wird das Haus als Lebensraum der Frau begriffen. Die Arbeit, die die Frau aufbringt, wird nicht wahrgenommen und als ein natürlicher Teil von ihr entwertet. Dass die Arbeit im Haus nicht bezahlt wird, führt dazu, dass die Bezahlung der Arbeitskraft der Frau in der gesellschaftlichen Produktion sinkt.
Das patriarchale Herrschaftssystem, welches die Frau im Haus in die Position eines zweitrangigen Geschlechts drängt, schafft auch eine geschlechtliche Diskriminierung in der gesellschaftlichen Produktion und gibt der Frau auch am Arbeitsplatz eine untergeordnete Rolle. Der deutlichste Ausdruck der geschlechtlichen Diskriminierung ist, dass Frauen für gleiche Arbeiten nicht den gleichen Lohn erhalten oder ihre Arbeitskraft billiger vermieten müssen.
Die Frau, der ständig vermittelt wird, dass sie ihrem Ehemann gegenüber ohne Selbstvertrauen, still und gehorsam auftreten soll, hat sich auch den Eigentümern der Produktionsmittel und den Chefs gegenüber so zu verhalten. So gehen kapitalistische Produktionsweise und patriarchales System ineinander über. Die geschlechtliche Diskriminierung vertieft sich mit den geschlechtsspezifischen Berufen und ihrer Verbreitung. Arbeiten, die erfahrene, qualifizierte Arbeitskräfte, Wissen und Spezialkenntnisse erfordern, werden Männern gegeben, einfache aber arbeitsintensive, repetitive Arbeiten den Frauen überlassen. Aus diesem Grund werden in vielen Produktionssektoren die Führungsebenen von Männern besetzt, während die „niedrigen“ Arbeiten Frauen ausüben. Es ist eine häufig angewandte Methode der Chefs, im gleichen Betrieb die gleiche Arbeit ausführende Männer von Frauen zu separieren und den Männern die Verantwortung über die Frauen zu übertragen. Auf diese Weise wird sowohl der Lohn der Arbeiterinnen niedrig gehalten, als auch das Patriarchat befördert.
Eine Realität, die mit dem I. und dem II. Weltverteilungskrieg deutlich geworden ist, ist die Beteiligung der Frauen an der gesellschaftlichen Produktion. Während der Kriege blieben die Frauen hinter der Front und übernahmen die Position der Männer in der Produktion. Sie spielten eine aktive Rolle in jedem Bereich auch in der Schwerindustrie. Aber die Kapitalisten wussten, dass sie mit dem Ende des Krieges eine große Gruppe von männlichen Arbeitskräften in die Produktion aufnehmen würden. Aus diesem Grund wurden die Frauen so eingestellt, dass ihnen die Arbeitsplätze leicht wieder genommen werden könnten. Die massenhafte Beteiligung von Frauen an der gesellschaftlichen Produktion erschütterte die gesellschaftlichen Geschlechterrollen. Um dies wieder zu beseitigen, versuchten die ideologischen Apparate des Staates mit ideologischen Mitteln (Familie – Erziehung – Religion – Medien – Kultur) im gesellschaftlichen Gedächtnis das Bild am Leben zu erhalten, dass Frauen ein zweitrangiges Geschlecht sind. Dies ist ein deutlicher Ausdruck davon, wie diese den Getriebe der Ausbeutung der kapitalistischen Klassen unterworfen sind.
In Zeiten der ökonomischen Krise entlassen sie Frauen als erstes. Da ein wichtiger Teil der Frauen ohne Papiere arbeitet, es nur eine geringe Zahl von Frauen gibt, die auf formell korrekte Weise am Produktionsprozess teilnehmen, die Arbeitskraft von Frauen für eher einfache Arbeiten verwendet wird und die Organisierung der Frauen in Gewerkschaften geringer ist, ist ihre Entlassung in Zeiten der Krise umso leichter.
So werden in der heutigen Zeit Druckmittel benutzt, mit Entlassungen gedroht und somit Frauen, die an der gesellschaftlichen Produktion teilnehmen, dazu gezwungen, die Augen davor zu verschließen, dass sie für den halben Lohn arbeiten oder keinen bezahlten Urlaub bekommen, dass ihr Lohn im Geburtsurlaub gekürzt wird und dass die Hilfe beim Stillen ebenfalls eingeschränkt wird.
In Krisenzeiten weiten sich neben ökonomischen auch Formen physischer, psychologischer und sexueller Gewalt gegen Frauen. Krisenzeiten werden für sich allein genommen zu einer Gewalterscheinung für die Frau.
Nicht-Registrierte Arbeit und die Frau
Der Anteil an Frauen in nicht registrierter Arbeit ist viel höher, laut Erhebungen sind 70% der nichtregistrierten Beschäftigten Frauen. Heimarbeit, Teilzeit, Arbeit auf Abruf, kostenlose Arbeit in Familienwerkstätten sind nur einige Formen nichtregistrierter Arbeit. Für die Chefs bedeutet dieser Anstieg der informellen Arbeitsgebiete eine enorme Steigerung des Ertrags aus dem Mehrwert. 39% der weltweiten Produktion wird von informellen Arbeitskräften ohne jegliche sozialen Rechte getragen. Die Mehrheit der Frauen arbeitet nicht registriert. Daher erscheint ihre Beteiligung an der gesellschaftlichen Produktion geringer als sie ist.
Heimarbeit und Frau
Heimarbeit wird als „eine Arbeit, die von dem Arbeitenden zu Hause oder an einem selbstgewählten Ort, außerhalb des Arbeitsplatzes des Arbeitgebers, stattfindet“, definiert. Wer für die Zurverfügungstellung von Ausrüstung und Material sorgt, ist dabei nicht relevant. Heimarbeit führt gegen Bezahlung zu einem vom Arbeitgeber definierten Produkt oder einer Dienstleistung.”. Sie stellt eine Methode dar, um die Produktionskosten zu senken. Der Kapitalist zahlt bei dieser Produktionsform weder Steuern, noch benötigt er einen Arbeitsplatz, noch muss er für Transport der Arbeitskraft, Essen oder Versicherung sorgen. Alle wesentlichen Faktoren werden von der Arbeitskraft bezahlt, er spart an Strom, Wasser, Maschinen u.ä. Mitteln. Frauen und Kinder zu Hause verwandeln sich in Arbeiter, die unter Sklavenbedingungen auf unvergleichliche Weise arbeiten. Dieses System hat sich insbesondere im Mittleren Osten, Asien und in den muslimischen Ländern, in denen Frauen nicht in den gesellschaftlichen Bereich treten können, schnell verbreitet. Aufgrund der sexistischen Arbeitsteilung arbeiten in diesem Produktionsmodell zu mehr als 90% Frauen. Der Nutzen der Kapitalisten aus diesem System beschränkt sich nicht auf billige Arbeit und geringe Produktionskosten. Die Heimarbeit hebt die organischen Verbindungen innerhalb der Arbeiterklasse auf. So wird die Arbeiterklasse gespalten, einzeln in Häuser gesperrt und ihr die Möglichkeit genommen, sich gegen die Ausbeutung zu organisieren und zu kämpfen. So wird gleichzeitig gewährleistet, dass die Frau an der gesellschaftlichen Produktion teilnimmt und verhindert, dass sie auch nur einen Schritt aus dem Haus tut. So beuten die ausbeutenden Klassen die Arbeitskraft von Frauen auf maximalem Niveau aus und so verschärft sich ihre Lage zu Hause ebenfalls.
Teilzeitarbeit
Es ist ein wirksames Mittel der Ausbeutung, dass die Arbeitskraft von Frauen im Verhältnis zu den Männern öfter vorgezogen wird. Teilzeit arbeitende Frauen haben keinerlei soziale Rechte. Das bedeutet, dass für den Kapitalisten die Produktionskosten sinken. Außerdem hebt Halbtagsarbeit Errungenschaften wie Kindergärten am Arbeitsplatz, Stillzimmer und ähnliches auf und macht Geburtsurlaub, freie wöchentliche Tage, bezahlter Jahresurlaub und ähnliche Rechte „unnötig.“ Die Kapitalisten ziehen diese Form der Arbeit nicht nur vor, da sie damit ihr Geld vermehren, sondern gleichzeitig, weil sie dafür sorgen, dass die Rolle der Frau, sich um Kinder und Familie zu kümmern, gemeinsam mit ihrer Rolle, die sie durch die imperialistische Globalisierung zugewiesen bekommen hat, ausgefüllt werden kann. Flexible Arbeitszeit und die Beteiligung von Frauen an dieser Form der unregistrierten, informellen Arbeit wird besonders gefördert. So arbeiten in den Ländern der EU 29% der Frauen in diesen Arbeitsverhältnissen während es nur 7% der Männer sind. In der Türkei ist der Prozentsatz viel höher.
Mit der Beteiligung der Frauen an der gesellschaftlichen Produktion verlässt die Freiheitsfrage der Frauen die individuelle Dimension und erhält gesellschaftlichen Charakter. Trotz dieser Entwicklungen unterstützt die Arbeit die Änderung der gesellschaftlichen Geschlechterrollen nicht grundsätzlich. Denn die patriarchale gesellschaftliche Ordnung stützt sich auf das Kapital und schafft sich immer wieder neu. Die Vermischung der kapitalistischen Ausbeutung und des patriarchalen Systems stellt einen Faktor dar, der die Versklavung der Frau noch verschärft.
Die Probleme der in Europa lebenden Frauen:
Wenn man das eigene Heim, die eigene Stadt, seine Bekannten, alles und jeden was man kennt, aus welchem Grund auch immer hinter sich lassen muss, um in ein fremdes Land zu emigrieren und in diesem Land, in dem einem alles fremd ist, dessen Sprache man nicht beherrscht, wird dies für sich alleine schon von Psychiatern und Psychologen als Trauma für Betroffene bezeichnet. Wenn der Migrationsgrund Krieg, Massaker, Folter, Vertreibung, also die Bedrohung des Lebens und damit eine Flucht vor dem Tod, Vergewaltigung und Unterdrückung und Gräuel war, dann hat das Trauma schon vor der Migration begonnen und sich auf den Fluchtrouten – wenn man es ohne in den Fluten des Mittelmeers, der Ägäis begraben worden zu sein nach Europa geschafft hat – noch weiter vertieft. Unter diesen Bedingungen beginnen sie in ungleicher Ausgangslage darum zu kämpfen, ein neues Leben aufzubauen. Es wäre nicht richtig, damit das Thema zu schließen ohne zu erwähnen, dass die zweifache historische Unterdrückung der Frau – als Klasse und als Geschlecht -, welche wir vorher herauszustellen versucht haben, sich im neuen Land in eine dreifache verwandelt. Migranten und insbesondere migrantische Frauen werden durch die Angst, die die fremde Umgebung hervorruft und aus Sorge, ihre Identität und Kultur zu verlieren, in ein nach innen gewendetes Leben gedrängt, bringt Nachteile beim Lernen der Sprache des neuen Landes, dem Kennenlernen der Kultur und der Teilnahme am sozialen Leben hervor. Die Integrationspolitik, die ohne Analyse dieser Tatsachen geformt wurde, die Diskurse, welche von falschen Erwartungen, ungerechtfertigten Kritiken und Fremdenfeindlichkeit getragen werden, die Islamophobie und die sich in der letzten Zeit ausweitende Gewalt gegenüber MigrantInnen und Flüchtlingen vertiefen dieses introvertierte Leben. Die Errungenschaften der Kämpfe, die seit langen Jahren in Europa für die Gleichberechtigung von Mann und Frau geführt werden, könnten einen Faktor dafür sein, die Integration migrantischer Frauen in Europa zu erleichtern. Aber für Frauen aus Ländern wie der Türkei, in denen der Frau zugeschrieben wird, Menschen zweiter Klasse zu sein, und für Frauen aus Ländern mit feudal strukturierten Familiensystemen gibt es kaum eine Möglichkeit, von diesen relativen Vorteilen zu profitieren.
Zur Fortsetzung der traditionellen Familienstruktur in Europa werden die Kinder der Familien mit den Kindern von Verwandten, Partnern oder Freunden in der Türkei verheiratet. Die Frau, deren Aufgabe damit Kinder zu machen, diese aufzuziehen und die Hausarbeiten zu erledigen, umrissen wird, hat nur eine sehr geringe Chance, eine Arbeit zu finden. Dies wird auch durch Sprachbarrieren erschwert. Frauen, die die Sprache nicht können und bildungsfern sind, bleiben im Arbeitsleben benachteiligt. Sie sind dazu verurteilt, für die geringsten Löhne unangenehme, schwere Arbeiten und flexible, saisonale und Leiharbeit zu erledigen. In Deutschland, wo Frauen 24% weniger Lohn als Männer erhalten, ist die Ausbeutung der migrantischen Frauen noch prekärer. Flexible Arbeit und Leiharbeit stellen die größten Hindernisse für eine gewerkschaftliche Aktivität dar. Trotz der doppelten Ausbeutung der Frauen werden ihnen ihre Möglichkeiten für ihre ökonomischen, demokratischen und sozialen Rechte zu kämpfen genommen.
Die Mehrheit der ersten Generation von MigrantInnen, die in den 50er und 60er Jahren nach Deutschland gekommen ist und gemeinsam mit ihren deutschen Arbeiterbrüdern 30- 40 Jahre die schwersten Arbeiten ausgeführt und damit entscheidend zur Entwicklung Deutschlands beigetragen haben, ist mittlerweile alt geworden und viele sind pflegebedürftig. Aufgrund der Sprachprobleme fühlen sie sich in den Altersheimen nicht wohl und die Pflege dieser Senioren wird den Frauen, den Kindern oder den Freunden übertragen. Die Aufgabe des „Sozialstaates“ wird bedauerlicherweise wieder den Frauen aufgeladen. Dies verhindert entweder die Beteiligung der migrantischen Frauen am Arbeitsleben oder zwingt sie, in Teilzeit zu arbeiten.
Es ist eine unstrittige Tatsache, dass die migrantischen Frauen, die zu Hause und noch mehr am Arbeitsplatz ausgebeutet werden, ökonomisch von ihren Partnern abhängig sind. Wenn die Frage bzgl. diesen zwischen dem traditionellen Familienumfeld und dem Arbeitsplatz eingezwängten Frauen aufkommt, „Warum haben Sie, wo Sie doch lange Jahre in Deutschland sind, kein Deutsch gelernt“, ist es offensichtlich, wie weit diese Frage von der Realität entfernt ist und, dass häufig dahinter ein vorurteilsbeladener Blickwinkel steht.
Die migrantischen Frauen, die Sprachprobleme haben, können insgesamt nicht von den sozialen Institutionen profitieren. Die Frauen aus der östlichen Gesellschaft, welche ihre psychologischen Beschwerden, ihre Gefühle mit der Sprache des Körpers, mit Schmerzen ausdrücken, werden von den Ärzten nicht ausreichend verstanden; sie übersehen die traumatischen Ereignisse hinter den Schmerzen und den körperlichen Klagen und psychische Krankheiten, wie Depressionen. Damit werden diese Frauen zu Opfern von falscher Diagnose und Behandlung.
Dass die europäische und angloamerikanische wissenschaftliche Welt die Wertvorstellungen, Umgangsformen und Kulturen anderer Gesellschaften insbesondere bei der Systematisierung der Diagnosekriterien zu psychologischen Diagnosen nicht einbezieht, führt dazu, andere Handlungsweisen als unnormal und krank zu bewerten. Migration ist fast so alt wie die Menschheitsgeschichte. Solange wie das heutige kapitalistisch-imperialistische System und die Kriege, die Massaker, der Hunger, die Armut, die Ausbeutung und Unterdrückung weiterbestehen, wird die Flucht andauern. Es gibt nichts natürlicheres, als dass Menschen vor dem Tod und Vergewaltigung fliehen. MigrantInnen werden zu Unrecht kritisiert, sie würden sich nicht integrieren, ihr Glaube, die Werte und die Kultur werden angegriffen und es werden Diskussionen geführt wie, ob der Islam zu Europa passe oder nicht. Anstatt die Zahl der Flüchtlinge zu begrenzen, die Abschiebungsbedingungen zu erleichtern, zwischen den Ländern Mauern zu bauen,
Barrieren zu errichten, Menschen, die aus faschistischen Staaten, in denen die Mädchen systematisch beschnitten, Frauen durch Steinigung getötet werden und Massenvergewaltigungen erleben müssen, geflohen sind, sehenden Auges in die Unterdrückung und die Folter zurück zu schicken, wäre es viel richtiger, die Flucht dadurch aufzuhalten, indem man die Kriege und Armut beendet.
Dass eine solche Erwartung an die Staaten, die die herrschenden Klassen schützen, nicht realistisch ist, wird an der Tatsache deutlich, dass Waffenexporte durch an Krieg und Massakern profitierende Kapitalisten in Länder, die die grausame Vergewaltigerbande ISIS, die den Mittleren Osten in ein Blutbad verwandelt hat, am meisten unterstützen, wie Katar und die Türkei, in den Jahren 2015-2016 gestiegen sind. Mit der Türkei, die in Türkisch-Kurdistan einen schmutzigen Krieg führt, die Zivilbevölkerung mit Panzern und Flugzeugen bombardiert, mit chemischen Waffen Massaker begeht und Häuser und Arbeitsplätze niederbrennt und niederreißt, an einem Tisch zu sitzen und einen Deal über Flüchtlinge zu schließen bedeutet vor dieser Grausamkeit die Augen zu verschließen, Komplize in diesem Krieg zu werden und nicht wahrzunehmen, dass damit die Flucht nach Europa in noch viel größerem Maße steigen wird.
Im Ergebnis:
Das Leben, das die Unterdrückten und besonders die Frauen erleben müssen, das durch das kapitalistisch-imperialistische System und das darin vorherrschende Männer- Verständnis hervorgebracht wird, erleben wir in jedem Bereich und in jedem Moment. Dies ist eine Politik von Krieg, Massenmord, Blut, Vergewaltigung, jeder Art von Gewalt, Verleugnung, Verachtung bzw. Missachtung, Ausbeutung am Arbeitsplatz bis auf die Knochen und Ablehnung der Persönlichkeit von Frauen, die auf ihren Körpern ausgetragen wird.
Seitdem es Klassen, Ausbeutung, den Staat gibt, also seit 5000 Jahren, sind wir zu einem Leben verurteilt, in dem wir als nicht existent betrachtet werden, in dem versucht wird, uns unseren Entscheidungswillen über unser eigenes Leben und unsere Körper zu nehmen. Dieser Versuch findet nach wie vor statt.
Ich bin als Frau und als Ärztin davon überzeugt, dass es eine menschliche Pflicht ist, sich gegen so viel bestehendes Leid, Gewalt und Unterdrückung zu stellen.
Ein menschenwürdiges, gleichberechtigtes, freiheitliches Leben, frei von Ausbeutung und ein Leben, in dem Frauen nicht zweitklassig sind, wird erst durch das Verschwinden dieses Systems und dem darin existenten, männlichen Verständnis von Vorherrschaft möglich sein.
Die gewerkschaftlichen, sozialen, demokratischen, ökonomischen Rechte, die man versucht heute zu beschneiden, die gesetzlichen Vorkehrungen, die man gezwungenermaßen in der Gleichstellung von Mann und Frau – wenn auch nur begrenzt- hervor brachte, sind durch den Kampf von Abeitern, Werktätigen und Frauen erlangt worden.
Also im Vergleich zu früher, entspringen die verbesserten Lebens- und Arbeitsbedingungen, der Mühe der Genannten. Den Revolutionären, Demokraten, Arbeiter – Werktätigen und Frauen in Respekt zu gedenken, die ihr Leben der Erschaffung einer besseren Welt gewidmet haben, hierfür gekämpft haben, in Kerkern gesessen haben und ihr Leben verloren haben, sehe ich als meine Pflicht an.
Das Lebensbild, mit dem sich die Menschheit und im Besonderen Frauen konfrontiert sehen und dass ich zuvor geschildert habe, mag pessimistisch wirken, aber ich bin nicht pessimistisch und hoffnungslos. Ich weiß, dass die Geschichte Ungerechtigkeit nicht verziehen hat. So wie die Menschheit die Despoten und Gewaltherrscher der
Vergangenheit gerichtet hat, so wird sie auch die der Gegenwart richten.
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